Folge 20: (1985)
Und so sprach ich
wenig später erneut bei dem Professor vor und wir einigten uns auf
das Diplomthema: Nietzsche und der Nationalsozialismus. Inhaltlich
sollte es um die Frage gehen, ob zwischen Nietzsches
Übermenschen und dem
im Dritten Reichen progagierten Übermenschen
eine geistige Verbindung bestünde.
„Nietzsches
Also sprach Zarathustra, Hitlers
Mein Kampf und ein Aufsatz von
Lucacz zu dem Thema
sind Pflichtlektüre. Wenn sie die drei Bücher einigermaßen gut
referieren, garantiere ich Ihnen, dass die Arbeit durchkommt. Aber
ich warne Sie, sollten Sie das nicht tun, lasse ich Sie durchfallen.
Und das war`s dann mit Ihrem Studium!“
Ich
besorgte mir die drei Bücher aus der Unibibliothek und rief dann
zuhause an. „Schön“, sagte mein Stiefvater, „ dass du dich
besonnen hast … für die Dauer der Arbeit überweise ich dir dann
wieder das übliche Geld. Sieh zu, dass du es diesmal schaffst!“
Ich
war erleichtert. Jetzt ging das Leben erst einmal in gewohnten Bahnen
weiter. Und eigentlich wäre ein Abbruch des Studiums auch meinen
Eltern gegenüber nicht fair gewesen, da sie mich ja jahrelang
finanziell unterstützt hatten.
Als
ich einmal kurz an der Uni war, traf ich Claudia, die ich ja so brüsk
zurechtgewiesen hatte, als sie mir von Gott und der Bibel erzählen
wollte. (hier clicken) „Weißt du was? Ich bin jetzt auch Christ!“ erzählte ich
ihr freudestrahlend. Und gab ihr einen kurzen Bericht, was alles
geschehen war seit unserem letzten Treffen.
Ich
hatte erwartet, dass sie sich freuen würde. Aber sie reagierte
seltsam zurückhaltend. Meine enthusiastische Begeisterung und auch
die Erwähnung des Jesus-Hauses schienen ihr irgendwie nicht zu
gefallen. Dachte sie vielleicht genau wie meine Eltern, dass ich in
einer Sekte gelandet
sei? Ich hakte nicht weiter nach und verabschiedete mich recht bald.