Donnerstag, 26. November 2015

Es fällt kein Spatz vom Himmel ...!

Folge 31 meiner autobiografischen Geschichte(1986)


Inzwischen war ich umgezogen. Hatte ich anfangs noch etwas gezweifelt, so erwies sich der Schritt vom Düsseldorfer Stadtrand in die Innenstadt als goldrichtig. Ich war nun viel flexibler und auch meine Praktikumsstelle im Jugendclub war schnell erreichbar. Aber noch hatte ich etwas Zeit bis zum Beginn des Anerkennungsjahres.  Und so verbrachte ich viele Stunden unterwegs  mit Sven, der sich als ein regelrechter missionarischer Draufgänger erwies.                                                                                             
     Von Anfang an war mir im Glauben wichtig gewesen konkrete Dinge mit Jesus zu erleben.  Sven war ähnlich wie ich gestrickt, ja, er war regelrecht süchtig nach konkreten Erlebnissen mit Gott. Und er erlebte wirklich teilweise unglaubliche Dinge, die mich schon in Erstaunen versetzten. Mich aber auch anspornten mich auch noch mehr als zuvor dafür zu öffnen.
In diesem Zusammenhang möchte ich eine kleine Geschichte erzählen, die mich schon etwas verblüffte. Ich hatte morgens in meiner neuen Wohnung in der Bibel gelesen und war auf ein seltsames Jesuswort  im Neuen Testament gestoßen:  Kauft man nicht zwei Spatzen für einen Groschen? Und doch fällt nicht einmal ein Spatz auf die Erde, ohne dass euer Vater es weiß. Bei euch aber ist sogar  jedes Haar auf dem Kopf gezählt. Habt also keine Angst: Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Schwarm Spatzen (Matthäus 10)

Als ich kurze Zeit später meine Dachgeschoßwohnung verließ und unten  die Haustüre öffnete, blieb ich erstaunt stehen. Vor mir auf dem Boden lag ... ein toter Spatz!                                                                                                              Mir war augenblicklich klar, dass  dies kein Zufall war. Der Zusammenhang zwischen dem kurz zuvor gelesenen Bibelvers und dem nun eingetretenen Ereignis war mehr als offensichtlich. Aber was sollte es mir zeigen oder sagen? Nun, ich schob den toten Vogel mit meinem Fuß beiseite und setzte, über den Vorfall sinnierend, meinen Weg fort.                                                        Ich war schon schwer beeindruckt, wie präzise dies gefügt worden war. Und die Botschaft lautete wohl: Hab keine Angst! Ich bin allezeit bei dir und gebe Acht auf Dich!  

 
   
Dieses Ereignis löste bei mir eine Entschlossenheit aus, mehr noch als zuvor auf die Führungen Gottes zu vertrauen                     

Mittwoch, 11. November 2015

Das Licht auf dem Berge

Folge 30 meiner autobiografischen Erzählung:

In jene Zeit hinein fiel auch eine Episode, die ich mal etwas genauer schildern möchte. Und zwar geht es da um einen meiner gelegentlichen Besuche bei einem Ehepaar, mit denen ich schon vor meiner Bekehrung recht intensiv befreundet war und nun natürlich auch für den Glauben zu gewinnen versuchte. „Aber du musst doch auch einmal sehen, was die Kirche und die Christen in den letzten 2000 Jahren alles verbrochen haben. Das kann man doch nicht einfach ignorieren!“, sagte Anke mit vorwurfsvoller Stimme und einem leicht empörten  Gesichtsausdruck

Ja, du hast ja recht!“, lenkte ich ein. „Aber man sollte auch nicht das Gute übersehen, was von der Kirche und den Christen ausgegangen ist. Im Übrigen ist der Glaube an Gott erst einmal eine ganz persönliche Angelegenheit!“
   Wieder einmal saß ich bei Anke und Dietmar im Wohnzimmer und versuchte sie von der Richtigkeit des Glaubens zu überzeugen. Was bei ihnen unterschiedliche Reaktionen hervorrief. Während Dietmar grundsätzlich, wenn auch ohne persönliche Konsequenzen, an die Existenz Gottes glaubte und sich ziemlich neutral verhielt, hatte Anke von Anfang an eine Art Frontalopposition eingenommen.
 
Nichts von dem, was ich sagte, hatte bislang vor ihrem ablehnenden, teilweise vernichtenden Urteil Gnade gefunden. Und vermutlich war es nur unserer langjährigen Freundschaft geschuldet, dass sie mir überhaupt noch bei diesem Thema zuhörte.
  Ich hatte beide über das Schachspielen kennengelernt und war eine Zeitlang fast täglich bei ihnen ein- und ausgegangen. Dann aber geriet ich in jene tiefe Sinn- und Lebenskrise, die letztlich im Juni 1985 zu meiner Hinwendung zum christlichen Glauben geführt hatte.
  In jenen Monaten hatte ich sie nur noch sporadisch besucht, dann aber nach meiner Bekehrung wieder meine regelmäßigen Besuche, diesmal aber im 2-3 Wochenrhythmus wieder aufgenommen. Natürlich schon mit dem Hintergedanken, sie von der Richtigkeit des christlichen Glaubens zu überzeugen. „Zu missionieren“, wie ich damals gesagt hätte.  

An diesem Abend hatten unsere Gespräche schon längst wieder den üblichen Verlauf genommen, als ich mich angesichts des heftigen Widerstandes von Anke fragte, ob meine Besuche grundsätzlich gesehen überhaupt noch einen Sinn machten. Die Argumente waren längst alle ausgetauscht und seitdem ich kein Schach mehr spielte, war diesbezüglich nur noch wenig Gesprächsstoff vorhanden.Okay, sagte ich zu mir selber, das ist heute das letzte Mal. Danach werde ich sie in Ruhe lassen! Und so holte ich aus, ihnen noch einmal grundsätzlich meine Position und Argumente darzulegen.

  Dieses eine Mal hörte Anke ruhig zu und begann dann plötzlich sogar Nachfragen zu stellen. Das hat sie doch noch nie getan. Was ist denn jetzt auf einmal los?, fragte ich mich leicht irritiert.Und als wenn sich plötzlich der Wind gedreht hätte, war in der Folge nicht mehr der geringste Widerstand zu spüren. Und nicht nur, dass sie klug nachfragte, sie schloss auch bemerkenswerte Folgerungen as dem gesagten. Auf einmal schien sie alles zu verstehen und anzunehmen, was ich sagte. Ich konnte es einfach nicht fassen! 
   Wenn Dietmar diese Wandlung Annes ebenfalls irritiert haben sollte, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Etwa gegen 23 Uhr zog er sich mit den Worten: „Ich bin müde und leg mich jetzt Schlafen! Aber ihr könnt ja ruhig noch weiter diskutieren“, ins Schlafzimmer zurück. Ein Vorgang, der nicht ungewöhnlich war, denn er war berufstätig und musste am nächsten Morgen zur Arbeit. So blieben Anke und ich also alleine im Wohnzimmer zurück.

 Wir hatten uns noch eine ganze Weile angeregt unterhalten, als Anke plötzlich aufstand und mit den Worten: „Also, ich mal jetzt mal schöne Musik“, rüber zum Plattenspieler ging. „Gute Idee!“, sagte ich und stand ebenfalls auf. Vom langen herumsitzen waren mir die Beine etwas schwer geworden und ich nutzte die Gelegenheit, sie mir im Zimmer etwas zu vertreten. 

     Während sie also nun mit der Plattenwahl beschäftigt war und ich mir im Zimmer die Beine vertrat, vernahm ich auf einmal recht deutlich eine innere Stimme: Frag sie, ob sie sich nicht zum Glauben bekehren möchte!Ich war erst völlig überrascht, dann zutiefst erschrocken. Mit jemanden über den Glauben zu diskutieren ist eine Sache, ihn oder sie aber zur Bekehrung aufzufordern, eine andere. Sie wird sich vielleicht bedrängt fühlen, dachte ich, und womöglich heftig reagieren! Ich zögerte.
   Andererseits hatte ich aber die innere Stimme deutlich vernommen. Um dies zu leugnen, hätte ich mich schon selber belügen müssen. Schließlich ging ich zu ihr hinüber und sagte so beiläufig wie möglich:„Anke, darf ich dir mal eine Frage stellen?“ Sie blickte überrascht von ihren Platten hoch und sagte: „Ja, worum geht`s?“
  Nun gab es kein Zurück mehr. Ich überwand meine Furcht und fragte sie ganz behutsam: „Anke, möchtest du dein Leben nicht Jesus übergeben?“
  Für einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen im Raum. Dann aber sagte sie beinahe schüchtern: „Aber ich weiß doch noch so wenig darüber!“ Ich atmete erleichtert durch. Sie hatte zumindest nicht wie befürchtet heftig reagiert.
   „Ach“, entgegnete ich. „das macht nun wirklich nichts! Als ich mein Leben Jesus übergeben habe, wusste ich auch nicht allzu viel darüber. Entscheidend ist nur, dass man es will. Der Rest ergibt sich dann schon.“ Sie schaute erst noch skeptisch vor sich hin, aber nach einigem guten Zureden willigte sie schließlich ein. „Okay“, sagte ich, „dann lass uns gemeinsam beten!“
 
Wenig später saßen wir schweigend und mit geschlossenen Augen am Wohnzimmertisch. Schließlich fing Anke in recht einfacher, aber dennoch respektvoller Art an zu beten. Sie bat Gott um Vergebung für ihr bisheriges Leben ohne ihn und sagte dann die entscheidenden Worte:  „Ich bitte dich, Herr Jesus, dass Du in mein Leben kommst. Amen!“ Ich atmete erleichtert durch.Kurz darauf begann ich dann selber zu beten und dankte Gott, dass Anke nun tatsächlich den Weg zum Glauben gefunden hatte. Und dass Er sie nun auch auf ihrem weiteren Lebensweg leiten und beschützen möge.
 
Während ich so betete, kam mir plötzlich ein Gedanke in den Sinn. Ich überlegte kurz, ob ich ihn aussprechen sollte. Dann aber tat ich es: „Anke, Jesus sagt zu dir: Ich bin das Licht auf dem Berge!“
   Ich hatte die Augen geöffnet, als ich sie ansprach und sah nun, dass sie ihre Augen jetzt ebenfalls öffnete. Sie blickte mich völlig erstaunt an und sagte dann:„Weißt Du, Heiner, was ich gerade erlebt habe?“ Ich schaute sie fragend an.
  „Als du betetest, sah ich vor meinem inneren Auge auf einmal einen im Halbdunkel liegenden Berghang. Man könnte eine Wiese und Bäume erahnen, aber nichts Genaues erkennen. Mit einem Mal erschien auf der Bergkuppe ein unwahrscheinlich helles Licht und begann schlagartig den ganzen Berghang zu erleuchten.“
   Sie machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: „Und gerade als ich mich fragte, was dies denn für ein Licht sei, sagtest du, Jesus sagt zu dir: Ich bin das Licht auf dem Berge!“
  Für einen kurzen Moment war ich richtig geplättet. Dann hatte ich mich wieder gefasst. „Weißt Du, was das bedeutet, Anke?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr ich fort: „Das bedeutet, dass Jesus dir eine direkte Antwort gegeben hat! Damit du sicher weißt, dass du den richtigen Schritt getan hast. Unglaublich!“ Sie strahlte nun über das ganze Gesicht und nickte: „Ja, das ist dann wohl so!“
  Mir fiel ein Satz ein, den ich irgendwo einmal aufgeschnappt hatte: Wenn wir uns einen Schritt auf Gott zubewegen, kommt er uns mit einem Riesenschritt entgegen! Ich sprach ihn aus. Anke lächelte zustimmend.
 
Es war schon weit nach Mitternacht, als Anke sich ins Schlafzimmer zurückzog und ich es mir auf dem Sofa im Wohnzimmer "bequem" machte. Aufgewühlt von den Ereignissen des Abends fand ich allerdings erst recht spät in einen unruhigen Schlaf.Als ich am nächsten Morgen aufwachte, verspürte ich ein seltsam stechendes Gefühl in der Magengegend. Als wenn jemand in meinen Eingeweiden herumgewühlt hätte. Da bin ich gestern Nacht wohl irgendwie an meine Grenzen gestoßen, dachte ich. Es war ja auch eine recht „schwere Geburt“ gewesen. Auf einmal kam mir ein anderer Gedanke: Ob sie jetzt am Morgen die Sache noch genauso sehen wird wie gestern Nacht? Oder doch vielleicht einen Rückzieher machen wird? Ich war mir nicht sicher.
   
Als sie wenig später ins Wohnzimmer kam, strahlte sie mich an: „Guten Morgen, Heiner! Hast du gut geschlafen?“ „Geht so“, entgegnete ich, „fühle mich aber noch etwas schlapp.“ "Weißt du, was ich heute Morgen als erstes zu Dietmar gesagt habe?“ Ich schaute sie fragend an. Sie lächelte: "Ich habe zu ihm gesagt: Ich bin jetzt auch ein Kind Gottes!"
   Ich war bass erstaunt wegen ihrer Wortwahl. Meiner Ansicht nach hatte ich den Begriff Kind Gottes, obwohl er biblisch ist, ihr gegenüber nie erwähnt: "Und“, fragte ich, “wie hat er reagiert?" "Ach, er hat mich erst mit großen Augen angeschaut und dann gesagt: „Na, das ist doch schön. Gratuliere!" Sie lachte: "Komm, wir gehen in die Küche! Erst einmal etwas frühstücken!"
 
Ja, und hier endet diese kleine wahre Geschichte. Anke schloss sich einige Zeit später einer Baptistengemeinde an und ist, soviel ich weiß, auch heute noch gläubig.


Donnerstag, 22. Oktober 2015

Der Beginn einer Freundschaft


Folge 29 meiner autobiografischen Erzählung (1986):

In jener Nacht kam ich erst gegen 3 Uhr morgens nach Hause. Sven und ich hatten uns im „Ratinger Hof“, einer bekannten Szenekneipe, einige Stunden über unsere Erfahrungen im Glauben ausgetauscht. Er war einige Wochen zu vor bei Pastor Maurice gläubig geworden und wirklich leidenschaftlich missionarisch unterwegs. 
   Zwischen uns entstand in jener Nacht eine Art intensive Freundschaft, die einige Jahre halten sollte. Für mich eine ganz neue Erfahrung, denn bislang hatte ich im Jesushaus jede Menge netter Bekanntschaften gemacht, aber einen Freund hatte ich nicht gefunden.

   Ich hatte jenes Gebet für Schwester Börne schon längst wieder vergessen, als  Sven mir ein paar Tage später mitteilte: "Der Klaus-Dieter hat mich angesprochen. Gerhard und die Ältesten haben einen Brief von der Börne erhalten. Darin soll sie uns beide in den höchsten Tönen gelobt haben!" Ich schaute ihn fragend an. "Ja, und wieso?" "Sie ist wohl einige Tage später wieder zum Arzt gegangen. und der hat keinen Krebs mehr bei ihr feststellen können. Sie ist geheilt"
   Ehrlich gesagt war ich nicht wirklich überrascht, denn ich hatte ja schon während des Gebets diese innere Heilungs-Gewissheit gehabt. "Super," entgegnete ich, "und was haben der Pastor und die Ältesten sonst dazu gesagt?" Er zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung!" Damit war das Thema dann auch für uns  erledigt.
   Im Nachhinein denke ich, dass wir die ganze Angelegenheit hätte noch einmal recherchieren und dokumentieren sollen. Der Gedanke war uns damals aber leider nicht gekommen. Wir waren schon wieder unterwegs und hielten Ausschau nach neuen Taten.

Dienstag, 20. Oktober 2015

Eine denkwürdige Bibelstunde


Folge 28 meiner autobiografischen Erzählung (1986):

In dieser Umbruchphase sprach mich Klaus-Dieter, der Co-Pastor des Jesus-Hauses, nach einem Gottesdienst an: "Sag mal, Heiner, könntest du nicht für mich die Bibelstunde am Mittwoch  übernehmen?" Ich schaute ihn verblüfft an.
  "Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist," entgegnete ich, "ich bin doch erst seit knapp ein Jahr gläubig. Also, das traue ich mir eigentlich noch nicht zu." Aber Klaus-Dieter ließ nicht locker: "Ich bin verhindert und habe schon einige Andere gefragt. Keiner hat Zeit." Er lächelte mir ermutigend zu. "Du schaffst das schon! Also, habe ich dein Ja?"
   Ehrlich gesagt war ich  nicht wirklich überzeugt von dieser Idee. Andererseits war ich vom Studium und meinen Schachunterrichten her  solche Lehr-Situationen gewohnt und so willigte ich ein: "Okay, ich mach`s!"  "Klasse! Du wirst sehen: Das klappt schon!" ermutigte er mich noch einmal, bevor er sich umdrehte  und verschwand. 
Am Mittwochabend hatten sich dann etwa zwanzig Personen in der Teestube des Jesus-Hauses versammelt und niemand schien sich groß zu wundern, dass so ein "Greenhorn" wie ich die Bibelstunde abhielt.
    Ich war gut vorbereitet und so verlief die Stunde ohne besondere Vorkommnisse. Ich sprach über den vierfachen "Herzens-Boden", auf den das Wort Gottes fällt und  die zumeist älteren Anwesenden beteiligten sich lebhaft. Schließlich war die Stunde vorbei und ich fragte in die Runde: "Bevor ich jetzt das Schlussgebet sprechen werde … hat vielleicht noch jemand ein Gebetsanliegen?"
   Nach einem Moment des Schweigens meldete sich eine ältere Frau, die ich flüchtig kannte:" Ich war heute bei den Ärzten und bei mir wurde Krebs diagnostiziert!" Alle Augen waren nun auf sie gerichtet. "Ich wünsche Gebet!"fügte sie hinzu.
    "Schwester Börne", sagte ich, " hast du Glauben dafür, dass Jesus dich heilen will?" Wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort: "Ja, das glaube ich!" "Gut", sagte ich, "dann komm doch bitte mal hier zu mir nach vorne."

Ich stellte einen Stuhl hin und bat sie darauf Platz zu nehmen. Gleichzeitig forderte ich Sven, einen Neubekehrten etwa in meinem Alter, ebenfalls nach vorne zu kommen um mich im Gebet zu unterstützen. Er war mir wegen seiner klugen Bemerkungen im Unterricht aufgefallen. Außerdem munkelte man im Jesushaus, dass er missionarisch ein richtiger Heißsporn sei.
" Schwester Börne, du hast gesagt, dass du glaubst, dass Jesus dich heilen will.  Sven und ich werden laut für dich beten und die anderen mögen leise mitbeten." Daraufhin legten Sven und ich unsere Hände auf Kopf und Schulter der alten Frau und betete laut: "Jesus, du siehst, dass Schwester Börne glaubt, dass du sie heilen willst. Deshalb bitten wir dich, dass du es auch tust!."
   Sven betete: "Vater, wir wissen, dass dir kein Ding unmöglich ist. Schwester Börne hat die Diagnose Krebs erhalten. Wir akzeptieren das nicht als das letzte Wort in dieser Sache. DU hast das letzte Wort!"
    Im Hintergrund waren deutlich die gemurmelten Worte der Anderen zu vernehmen und ich spürte plötzlich wie die Atmosphäre im Raum sich zu "verdichten" begann. Auf einmal wußte ich mit großer Sicherheit, dass etwas Entscheidendes passiert war. Ich sagte: "Schwester Börne, dein Glaube hat dir geholfen. Jesus hat dich geheilt!"  Sven fügte hinzu: "Deine Sünden sind dir vergeben!"
Ich sprach noch ein Dankgebet und schloss dann offiziel die Bibelstunde.
    Schwester Börne bedankte sich  bei Sven und mir und verließ dann mit den anderen den Raum. "Noch Lust auf ein Bier?", fragte mich Sven. ich zögerte einen Moment, dann aber sagte ich: "Ja gut. Warum eigentlich nicht?" Wenig später verließen wir das Jesus-Haus in Richtung Altstadt.

(Ob Schwester Börne auch wirklich geheilt wurde, erfährt man in der nächsten Folge)

Montag, 19. Oktober 2015

Ein günstiges Wohnungsangebot

Folge 27 meiner autobiografischen Erzählung (1986):

Tatsächlich verlief das Einstellungsgespräch im Jugendclub problemlos. Ich unterschrieb gleich vor Ort einen einjährigen Arbeitsvertrag und Astrid, die Leiterin, reichte mir danach lächelnd die Hand: "Auf eine gute Zusammenarbeit!" 
  
Wenig später erfuhr ich, dass Sammy einen Nachmieter für seine Wohnung in der Innenstadt suchte. Man riet mir im Jesushaus mich mit ihm in Verbindung zu setzen: "Du wohnst doch so weit außerhalb. Das ist die Gelegenheit für dich. Von Sammys Wohnung ist es auch nicht weit bis zum Jesushaus!"
   Ehrlich gesagt war ich nicht so überzeugt von diesem Vorschlag, da ich meine Wohnung am Stadtrand von Düsseldorf sehr mochte. Aber ich setzte mich dennoch mit Sammy In Verbindung. Der meinte nur: "Komm doch einfach mal vorbei und schau sie dir an!"

Als ich wenig später die kleine Dachgeschoßwohnung betrat, hatte ich gleich ein gutes Gefühl. Die Wohnung war lichthell mit einem riesigen Balkon. "Also, ich würde hier wohnen bleiben, aber du weißt ja, dass Eva und ich heiraten wollen!", sagte Sammy. Ich nickte, die Geschichte von Sammy und Eva war im ganzen Jesushaus bekannt.
   Sammy, ein etwa 45-jähriger ägyptischer Muslim, hatte sich entschlossen, sich das Leben zu nehmen. Alles erschien ihm als sinnlos. Einfach von der Rheinbrücke springen und Schluss!
Als er durch die Düsseldorfer Altstadt  kam, hörte er auf einmal lauten Gesang. Es war der Lobpreis unserer Missionsgruppe aus dem Jesushaus, die wir jeden Freitagabend dort evangelisierten.  
   Er blieb also leicht irritiert stehen. Auf ein paar Minuten kam es nun auch nicht mehr an. Und so stand er auch noch da, als Einige von uns Zeugnis von ihren Erfahrungen mit Gott gaben. Und während er noch überlegte, ob er das jetzt für wahr halten sollte oder nicht, drehte sich plötzlich eine junge Frau zu ihm um und fragte ihn, was er denn vom Glauben an Gott hielte. 
  Er hätte an kaum jemand Besseren geraten können, denn Eva besitzt wirklich ein  ausgesprochenes evangelistisches Talent. Und schon bald waren sie in ein Glaubensgespräch vertieft, dass sie auch noch fortsetzten, als unser Einsatz schon längst beendet war. 
   Sammy empfand diese Begegnung mit uns und insbesondere mit Eva als eine göttliche Fügung und bekehrte sich noch in der Nacht zum christlichen Glauben. Und wenig später begann dann auch die Liebesgeschichte zwischen Eva und Sammy!
   "Okay", sagte Sammy, "überleg dir die Sache! Am besten gibst du mir am Wochenende Bescheid, ob du die Wohnung haben möchtest oder nicht!"

Ich überlegte zwei Tage, dann gab ich Sammy Bescheid, dass ich die Wohnung übernehmen wollte. Letztendlich hatte das Argument der Nähe zum Jesushaus, aber auch zu meiner neuen Arbeitsstelle, den Ausschlag gegeben. Es schien mir doch der Wille Gottes zu sein. 
   

Dienstag, 22. September 2015

Hauptsache bestanden!

Folge 26 meiner autobiografischen Erzählung (1986):

 

Einige Zeit später wurde ich wieder zum Gespräch bei meinem Professor eingeladen und diesmal gab es frohe Kunde: "Sie haben bestanden!" Zwar war er auch dieses Mal nicht sonderlich angetan von meiner Diplomarbeit, "aber Sie haben sich an unsere Absprache gehalten! Deshalb gebe ich Ihnen ein Ausreichend. Dies ergibt zusammen mit ihrer Vornote ein Befriedigend!"                                   

Ich war erleichtert. Die verhältnismäßig schlechte Gesamtnote war mir egal. Hauptsache bestanden! Jetzt galt es nur noch ein Anerkennungsjahr abzuleisten. Dann war ich ein staatlich anerkannter Sozialpädagoge und hatte auf jeden Fall die Sache zu einem ordentlichen Abschluss gebracht. Wie immer es auch danach weitergehen würde.

Wie sich allerdings kurz danach herausstellte, war die Zeit bis zu dem Beginn eines solchen Anerkennungsjahres recht kurz. Binner zweier Wochen hatte ich eine solche Stelle zu finden, sonst musste ich erst einmal ein ganzes Jahr warten bis zur nächsten Gelegenheit.                                        

Als ich ein paar Tage später zwecks Bücherrückgabe mich erneut an der FH befand, fiel mir am schwarzen Brett ein rotumrandeter Zettel auf: "Suchen dringend einen Sozialpädagogen, der sein Anerkennungsjahr bei uns im Jugendclub machen möchte!"                                                                    

Kurzentschlossen nahm ich den Zettel vom Brett und steckte ihn ein. Als ich wenig später in jenem Jugendclub anrief, sagte die Leiterin recht kurz angebunden: "Wissen Sie was, am besten kommen Sie gleich vorbei. Dann können wir alles in Ruhe besprechen!" 

Natürlich sagte ich zu und hängte anschließend verwundert den Hörer wieder in die Gabel. Das lief ja alles so "geölt", dass es eigentlich nur einen Schluss zuließ: Dies war der für mich - von Gott her - vorgesehene Platz für mein abzuleistendes Anerkennungsjahr!



                                                        


Mittwoch, 22. Juli 2015

Die fünf Wolken

Folge 25 meiner autobiografischen Erzählung (1986):

Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, deshalb glaubst du. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben! 
 
Nach wie vor wartete ich noch auf das Ergebnis meiner Diplomarbeit. Eines Morgens allerdings stürzte ich unversehens in eine heftige Glaubenskrise.  Sie begann mit einer Nachrichtenmeldung im Radio: „Bei Ausgrabungen in Zentralafrika haben Forscher einen sensationellen menschlichen Knochenfund gemacht. Das Alter des gut erhaltenen Skeletts wird nach Untersuchungen mit der sogenannten C-14 Methode, einem recht zuverlässigem Verfahren, auf etwa 30 000 Jahre geschätzt. Es ist somit der bislang älteste archologische Nachweis menschlicher Existenz.“
     Ich hatte meine häusliche Arbeit unterbrochen und starrte fassungslos das Radio an. Der Nachrichtensprecher war mittlerweile schon bei der nächsten Meldung, aber ich hörte nicht mehr hin. Als wäre eine Lawine losgetreten worden, begannen Gedanken durch meinen Kopf „talabwärts“ zu rasen.
      Ein 30 000 Jahre alter menschlicher Knochenfund? Wie ist das möglich? ... Laut Bibel lebten Adam und Eva vor ca. 6500 Jahren. ... Aber die C-14 Methode ist zuverlässig! ... Bin ich mit meinem Glauben einer Illusion aufgesessen, ... in einer Sekte gelandet, wie mein Eltern behaupteten?
       Ich versuchte meinen Gedankenstrom zum Stoppen zu bringen: Reiß dich zusammen! Versuch in Ruhe nachzudenken! Aber die „Lawine“ rollte noch eine Weile weiter. Erst nachdem ich mich in meinen Lieblingssessel fallen gelassen hatte, kam sie zum Stoppen.
                                      
 Mir war völlig klar, dass gerade etwas Einschneidendes geschehen war. Und ich nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen konnte. Wenn die Nachrichtenmeldung stimmte, und daran bestand für mich nicht der geringste Zweifel, hatte ich ein ernstes Problem.
       Nach einer kleinen Weile erhob ich mich wieder aus meinem Sessel und begann im Zimmer auf- und abzugehen. Ich versuchte mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Okay, was ist das eigentliche Problem?
      Nun, das lag auf der Hand: In der Gemeinde wird gelehrt, dass die ganze Bibel Gottes Wort ist und somit keine Unwahrheiten enthält. Danach existiert die Menschheit seit ca. 6500 Jahren! Wie aber ist das mit einem 30 000 Jahre alten menschlichen Knochenfund vereinbar?
       Die "Gedankenlawine" begann sich wieder in Bewegung zu setzen. Panikartig dachte ich: Ich muss raus aus der Wohnung! Kurz entschlossen zog ich mir die Jacke über und ging Richtung Haustüre. Pastor Maurice aus Ghana kam in den Sinn. Er kam seit einiger Zeit regelmäßig ins Jesushaus und wir hatten uns ein wenig angefreundet. Ja, dachte ich, den suche ich jetzt auf und erzähle ihm die ganze Sache. Vielleicht weiß der ja einen Rat
       Unten an der Strasse angekommen überlegte ich, ob ich den Bus nehmen sollte. Dann aber entschied ich mich doch für einen kleinen Fußmarsch. Ein wenig frische Luft würde mir vielleicht gut tun.
                                              
Als ich noch ganz in der Nähe meiner Wohnung durch ein kleines Wäldchen kam, fiel mir plötzlich ein, dass ich ja vielleicht beten könnte. Schließlich hieß es doch in der Bibel: „Rufe mich an in der Not, und ich werde dich erretten!“ Aber sofort meldete sich der Zweifel: Du willst zu einem Gott beten, der vielleicht gar nicht existiert?
       Ich schob den Gedanken beiseite und betete: "Du weißt, was geschehen ist! Ich habe auf einmal große Zweifel am Glauben. Bitte hilf mir!" Das ist absurd! maulte der Zweifel erneut. Ich ignorierte ihn einfach und ging weiter.
   Aus dem Wäldchen kommend gelangte ich auf einen Weg, der mich an Feldern und Wiesen vorbeiführte. Ich war ihn schon einige Male zuvor gegangen, aber an diesem Morgen hatte ich keinen Blick für diese idyllische Landschaft. Und auch der strahlend blaue Himmel mit einigen wenigen Schäfchenwolken vermochte mich nicht aufzuheitern. Langsam und müden Schrittes bewegte ich mich auf den sich am Horizont abbildenden Wald zu. Dort setze ich mich erst einmal auf die alte Bank, dachte ich. 

 
                                                     
Ich befand mich vielleicht noch etwa fünfzig Meter vom Waldrand entfernt, als ich zu meinem Bedauern feststellen musste, dass die dort aufgestellte Holzbank besetzt war. Ein älteres Pärchen saß schweigend darauf und genoss das sonnige Wetter. Mist!, dachte ich, denn eigentlich wollte ich hier ein kleine Pause einlegen. Warum müssen die ausgerechnet jetzt da sitzen?
      Als ich vielleicht noch zehn Meter von der Bank entfernt war und mich in den Wald begeben wollte, standen die Beiden auf einmal abrupt auf. Sekunden später verschwanden sie im Wald.
     Ich war verdutzt stehen geblieben. Als ob sie einen inneren Befehl erhalten hätten, dachte ich kurz. Dann ließ ich mich kraftlos auf die Bank fallen und streckte alle Viere von mir. Nur kleine Verschnaufpause!, dachte ich. Dann geht`s weiter!
   So saß ich einige Minuten regungslos auf der alten, hölzernen Bank und empfand beinahe schmerzlich eine tiefe, innere Leere. War wirklich alles in den zurückliegenden Monaten eine Illusion gewesen? Hatte ich mir selber etwas vorgemacht?
 
Ich hatte schon eine ganze Weile ohne großes Interesse in die sich vor mir ausbreitende Landschaft geschaut




Gelegentlich schweifte der Blick auch himmelwärts. Eigentlich ein richtig schöner Tag, Wenigstens wettermäßig, dachte ich.
       Mein Blick ruhte nun leicht schläfrig auf eine kleine Ansammlung von kleinen, weißen Wölkchen am ansonsten fast strahlend blauen Himmel. Sehen ja fast wie Buchstaben aus, dachte ich. Schaute wieder weg, Dann erneut hin. Wolken wie Buchstaben, dachte ich fast schon etwas amüsiert. Und schaute neugierg geworden etwas genauer hin.
      Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Ungläubig starrte ich in den Himmel. Das gibt`s doch nicht!, dachte ich bestürzt. Aber es bestand kein Zweifel! Am Himmel waren in lockerer Form fünf kleine Wolken nebeneinander wie Buchstaben aufgereiht. Ein Wort stand so deutlich sichtbar am Himmel geschrieben. Es war der Name:




(dies ist kein Originalbild, sondern soll nur einen ungefähren Eindruck vom tatsächlichen Wolkenbild vermitteln) 

Ich war von der hölzernen Bank aufgestanden und betrachtete ungläubig das Wolkengebilde am Himmel. Kann das wirklich sein? Ich setzte meine Brille ab und schaute, ich setzte sie wieder auf und schaute. Es bestand kein Zweifel . Dort oben am Himmel war eindeutig des Wort J e s u s lesbar.
       Mir fiel ein Bibelvers aus der Apostelgeschichte ein: In keinem anderen Namen (als dem Namen Jesus) unter dem Himmel ist das Heil ...
     Ja, da und da stand nun dieser einzigartige Name deutlich lesbar am Himmel. Unwillkürlich fragte ich mich: Ob dies jetzt auch Andere sehen? Nein, dachte ich, vermutlich nicht!
        Mal abgesehen davon, dass ich mich völlig alleine auf weiter Flur befand, würde ein anderer Blickwinkel das Ergebnis wahrscheinlich verändern. Und wenn nicht, dann käme vermutlich niemand auf die Idee, Wolken am Himmel zu betrachten. Dieses Zeichen war ganz alleine für mich!
      Und jetzt?, dachte ich auf einmal, wie soll ich denn jetzt damit umgehen? Wieder fiel mir ein Bibelvers ein. Als Gott aus dem brennenden Dornbusch heraus zu Moses sprach, sagte er: Zieh deine Sandalen aus, denn du stehst auf heiligem Boden
      Und so kniete ich nieder und dankte Gott, auf die fünf Wolken blickend, für diese große Offenbarung. Danach stand ich auf, drehte mich schnell um und ging, ohne noch einmal zurückzublicken, in den Wald hinein.
                                                 
Wenig später saß ich Pastor Maurice aus Ghana gegenüber und erzählte ihm die ganze Geschichte von der Nachrichtenmeldung bis hin zu meinen meinem „Wolkenerlebnis“. Er hörte mir, ohne eine Miene zu verziehen, ruhig zu. Dann stand er auf, holte eine Bibel herbei, und sagte: „Ja, das war eine Offenbarung Gottes. In der Bibel gibt es einige Stellen, wo Gott sich in den Wolken offenbart. Zum Beispiel im zweiten Buch Mose ...“
      Er las mir noch einige andere Beispiele aus seiner Bibel vor, in denen von Gott und den Wolken die Rede war. Sie waren eigentlich nur sehr entfernt mit meinem Erlebnis verwandt, zeigten aber, dass Gott sich gelegentlich auf sehr direkte Weise Menschen offenbarte. Jedenfalls wenn man den Erzählungen der Bibel glaubte!
 
"Danke, John!“, sagte ich beim Abschied. Ich hatte zwar der Bestätigung aus seinem Munde nicht mehr unbedingt bedurft, - denn mein Wolkenerlebnis sprach sozusagen für sich selber- aber seine Worte hatten trotzdem gut getan.
     Mir war es nun auch ziemlich egal, dass man 30 000 Jahre alte menschliche Knochen gefunden hatte: Na und?!, dachte ich. Was hat das jetzt noch für eine Bedeutung? Gott hat mein Gebet beantwortet und mir ein großes Zeichen gegeben. Das alleine zählt!
      Guten Mutes trat ich wieder meinen Heimweg an. Der Zweifel war endgültig besiegt. Mein Glaube war wieder zur Gewissheit geworden! Gott sei Dank!

Donnerstag, 11. Juni 2015

Heilung und Fischfang




Folge 24 meiner autobiografischen Erzählung (1986):

Es gehörte zur guten Gepflogenheit des Jesushaus, dass Samstagabends meist ein interessanter Gast zur offenen Abendveranstaltung eingeladen wurde und die Predigt hielt. Ein amerikanischer Pastor mit Namen Miroud  ist mir da in besonderer Erinnerung geblieben.
    Pastor Miroud war ein großer, hagerer Man jenseits der siebzig, der im Gegensatz zu den anderen völlig ruhig und unaufgeregt predigte. Er strahlte eine große innere Ruhe und so etwas wie eine weise Gelassenheit aus. 
   Einige Jahre zuvor war er so schwer an Krebs erkrankt und hatte lange Zeit mit Chemotherapien und Bestrahlungen dagegen angekämpft. Dann aber eines Tages hatten die Ärzte ihm mittgeteilt, dass keine Hoffnung mehr bestünde. Sie entließen ihn zum Sterben nach Hause.
   "Herr,"  betete er eines Nachts, "ich habe im Grunde nichts dagegen zu sterben. Dann bin ich ja bei Dir. Aber der ganze Kampf gegen den Krebs. Soll das jetzt alles umsonst gewesen? Was für eine Niederlage!"
  So lag er resigniert in seinem Bett, als er auf einmal eine Stimme vernahm: "Lobpreise mich!" Überrascht richtete er sich auf, aber er war zu schwach zur Anbetung. Und so legte er eine Kassette mit dem "Halleluja-Lied" in den Recorder ein und ließ es mehrmals abspielen und sang leise mit.
  "Und während dieses wunderbare Hallelujalied ablief und ich sang, verspürte ich auf einmal, dass etwas in meinem Körper geschah, mich kraft und Wärme durchströmte.  Als das letzte Halleluja verklungen war, wusste ich: Ich bin geheilt!" 
  Tatsächlich bestäigten die Ärzte die Heilung am nächsten Tag. Der Krebs war zu ihrer großen Verwunderung komplett verschwunden. 

Aber mindestens genauso eindrucksvoll fand ich auch eine andere Geschichte, die er erzählte. Als junger Mann hatte er sein Studium in den Sommermonaten durch Fischfang auf einem großen See finanziert. Er hatte schon tagelang kaum etwas gefangen, als er dem Herrn sein Leid klagte: "Herr, du weißt, dass ich auf das Geld angewiesen bin. Und du weißt auch, wo sich die Fische aufhalten. Kannst du es mir nicht zeigen?"
  Urplötzlich kam ihm eine Stelle auf dem See in den Sinn, wo nie jemand fischte, weil man es dort für aussichtslos hielt. Ruder dorthin! Allen Zweifeln zum Trotz gehorchte er und warf an der Stelle sein Netz aus. Er machte einen riesigen Fang! 
  Als er später an Land die Fische nachzählte kam er auf 153! "Genauso viele Fische wie Petrus  damals auf dem See von Tiberias 
gefangen hat ( Johannes 21, 11). So hat mir der Herr auf recht humorvolle Weise gezeigt, dass es nicht etwa ein Zufall gewesen ist, sondern wirklich eine Eingebung von Ihm war."
   Und so machte er es dann an allen weitene Tagen. Er fragte immer nach wo sich die Fische aufhielten und folgte dann der Eingebung.  Er war damit so erfolgreich, dass die anderen Fischer über ihn irgendwann sagten. "Er denkt wie ein Fisch!"

Diese Geschichte nahm ich zum Anlass mich noch mehr auf die Führungen Gottes einzulassen. Wenn ER einen Bruder Miroud zeigen konnte, wo sich die Fische aufhielten, so konnte Er sicherlich auch mir ganz konkret den Weg weisen. Von da an begann ich vermehrt auf Fingerzeige zu achten.

Donnerstag, 14. Mai 2015

Eine lästige Pflicht!

Folge 23 meiner autobiografischen Erzählung :

Ich hatte mir mit der Lesearbeit für meine Diplomarbeit viel Zeit gelassen. Was einerseits an einer gewissen Unlust, andererseits aber auch an dem Lesestoff selber lag. Hitlers „Mein Kampf“ und Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ fällt nicht gerade unter die Kategorie erbauliche Lektüre. Aber mir war klar, dass ich diese zweite Chance nicht ungenutzt lassen durfte und so begab ich mich nun an die konkrete Ausarbeitung.
   Die letzten zwei Wochen bis zum endgültigen Abgabetermin waren angebrochen und es wurde mir klar, dass es eng werden würde. Ich intensivierte meine Bemühungen, aber das häusliche Schreiben fiel mir nicht leicht. So fragte ich im Jesus-Haus nach und dort stellte man mir einen Raum und eine Schreibmaschine zur Verfügung.
    Der letzte Tag vor dem Abgabetermin war angebrochen und ich hatte noch große Teile der Arbeit zu korrigieren und zu tippen. Aber es war machbar! 
   Sabine, eine junge Frau aus dem Jesus-Haus, half mir abends einige Stunden  beim Tippen. Als sie mich gegen 22 Uhr verließ, war ein Ende abzusehen. Aber ich brauchte dann noch bis 3 Uhr morgens, bis der letzte Buchstabe tatsächlich getippt war.  

Als ich dann gegen Mittag die Diplomarbeit an der Fachhochschule einreichte, war ich erschöpft und erleichtert zugleich. Das war gerade noch mal gutgegangen. Alles Weitere lag nun nicht mehr in meiner Macht. 
   Aber ich hatte ein gutes Gefühl, denn ich hatte mich an die Absprache mit dem Professor gehalten und er hatte mir ja für diesen Fall ein „Bestehen“ auch zugesagt.
   Wie es jetzt auch enden würde, auf jeden Fall war die Last jetzt runter von meinen Schultern. Ich konnte nun wieder uneingeschränkt meinen Interessen nachgehen.

Montag, 20. April 2015

Ein unverhofftes Wiedersehen

Folge 22: (1985)

Eines Abends hatte ich Pastor Maurice aus Ghana im Jesus-Haus kennengelernt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und so lud ich ihn irgendwann einmal freitags zu mir nach Hause ein. Wir verbrachten einen unterhaltsamen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen, als  etwa gegen 18 Uhr  plötzlich sagte: „So ,ich muss los zur Altstadtevangelisation!“
    Ich schaute ihn verdutzt an: „Zur Alttadtevangelisation?“ Woraufhin er mir erklärte, dass sich Leute aus dem Jesus-Haus jeden Freitag um 19 Uhr zwecks Evangelisation in der Düsseldorfer Altstadt treffen würden. Ich war baff! Wieso hatte ich davon nichts mitbekommen? Spontan entschied ich: „Ich komme mit!“ 

Etwa eine Stunde später stand ich mit etwa zwanzig anderen Christen aus dem Jesus-Haus in einem Halbrund mit dem Rücken zur altstädtischen Andreaskirche und sang lautstark bei den Lobpreisliedern mit..
     Die meisten Leute gingen vorbei ohne groß von uns Notiz zu nehmen, aber einige blieben auch stehen um zuzuhören. Drei angetrunkene Jugendliche stimmten grölend ein Fortunalied an, lachten laut und verschwanden dann aber schnell wieder.
      Plötzlich, mitten im Singen wusste ich mir allergrösster Bestimmtheit, dass jemand hinter mir stand, den ich kannte. Ich drehte mich abrupt um, und tatsächlich, hinter mir stand Michael K., der zeitweise beste Freund aus Jugendtagen. 

Er hatte mich wohl überraschen wollen und war nun seinerseits überrascht, dass ich mich so spontan umgedreht hatte: „Hallo , Michael“, sagte ich, „ich habe gespürt, dass jemand Bekanntes hinter mir steht. Ich denke, dass der Geist Gottes es mir gezeigt hat!“
   „Papperlapapp“, sagte er , „war eher deine Intuition! Aber sag, bis du jetzt etwa in einer Sekte gelandet? Sieht fast so aus!“
    Ich zog ihn etwas an die Seite. Michael und ich hatten uns einige Jahre nicht gesehen, aber wir waren es gewohnt offen miteinander zu reden: „Nein, Michael“, sagte ich, „ ich bin vor einigen Monaten gläubig geworden und ich bin in keiner Sekte gelandet. Wenn es dich interessiert und du ein bisschen Zeit hast, kann ich es dir erzählen!“
      „Heute abend ist schlecht", entgegnete er, "ich bin mit einigen Tischtenniskumpels unterwegs. Wie wäre es mit morgen Abend?“ Und so verabredeten wir uns für den darauf folgenden Abend bei mir in der Wohnung! 

Später, nach dem Lobpreis, hielt Klaus-Dieter, der Zweitpastor des Jesus-Hauses, noch eine kurze öffentliche Predigt und danach ergab sich noch das ein oder andere Gespräch mit stehen gebliebenen Zuhörern.
       Für mich war das ganze eine rundum gelungene Sache. Das war genau mein Ding. Von diesem Abend nahm ich nun regelmäßig an dieser Altstadtevangelisation teil.

Mittwoch, 15. April 2015

Alles hat seine Zeit ...

Folge 21: (1985)
Eines Tages erinnerte ich mich an Susanne, eine enge Studienfreundin. Wir hatten zwei Jahre lang zusammen Seminare besucht, gemeinsam Referate ausgearbeitet und gehalten, und auch ansonsten einige Zeit miteinander verbracht. 
    Es bestand zwischen uns eine sehr angenehme Vertrautheit und oft hatten wir uns stundenlang über sehr private Themen unterhalten. Irgendwie war es mir nun ein Bedürfnis ihr von meiner Bekehrung zu Jesus zu erzählen.
 
Wir verabredeten uns und kurze Zeit später fuhr ich mit meinem Rad nach Zons, einer sehr schönen mittelalterliche Stadt am Rhein. Dort in ihrem Elternhaus hatte ich mit Susanne viele gemeinsame Stunden verbracht. Ein Stückweit eine „heile Welt“ erlebt.
     Susanne begrüsste mich herzlich wie eh und je und schlug einen Spaziergang am Rhein vor, der dann schließlich in einem kleinen Cafe bei Kaffee und Kuchen mündete.
    So verbrachten wir einen recht angenehmen Nachmittag miteinander. Und doch war irgendetwas anders als sonst. Die gewohnte herzliche Vertrautheit wollte irgendwie nicht so recht aufkommen. Und auch meine Bekehrungsgeschichte nahm sie etwas reserviert zur Kenntnis. 
   Als wir uns schließlich verabschiedeten und ich mit der Fähre ans andere Rheinufer übersetzte, verspürte ich eine leichte Enttäuschung. Der alte „Zauber“ war unwiderruflich verflogen. 

Als ich ihr einige Zeit später noch einmal einen Brief schickte, erhielt ich wenig später einen recht kurzen Antwortbrief. „Seitdem du gläubig geworden bist, bist Du mir irgendwie fremd geworden“ schrieb sie darin. Ein Satz, der ein wenig schmerzte. Aber genau meinem eigenen Gefühl entsprach.
    Es war unser letzter Kontakt. Ich habe danach nie wieder etwas von ihr gehört und auch meinerseits mich nicht mehr bei ihr gemeldet. Wie recht doch der Prediger Salomo hatte: „Ein jegliches hat seine Zeit, … herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit“


Montag, 30. März 2015

Ein zweiter Anlauf

Folge 20: (1985)
Und so sprach ich wenig später erneut bei dem Professor vor und wir einigten uns auf das Diplomthema: Nietzsche und der Nationalsozialismus. Inhaltlich sollte es um die Frage gehen, ob zwischen Nietzsches Übermenschen und dem im Dritten Reichen progagierten Übermenschen eine geistige Verbindung bestünde.
     „Nietzsches Also sprach Zarathustra, Hitlers Mein Kampf und ein Aufsatz von Lucacz zu dem Thema sind Pflichtlektüre. Wenn sie die drei Bücher einigermaßen gut referieren, garantiere ich Ihnen, dass die Arbeit durchkommt. Aber ich warne Sie, sollten Sie das nicht tun, lasse ich Sie durchfallen. Und das war`s dann mit Ihrem Studium!“
    Ich besorgte mir die drei Bücher aus der Unibibliothek und rief dann zuhause an. „Schön“, sagte mein Stiefvater, „ dass du dich besonnen hast … für die Dauer der Arbeit überweise ich dir dann wieder das übliche Geld. Sieh zu, dass du es diesmal schaffst!“
    Ich war erleichtert. Jetzt ging das Leben erst einmal in gewohnten Bahnen weiter. Und eigentlich wäre ein Abbruch des Studiums auch meinen Eltern gegenüber nicht fair gewesen, da sie mich ja jahrelang finanziell unterstützt hatten.

Als ich einmal kurz an der Uni war, traf ich Claudia, die ich ja so brüsk zurechtgewiesen hatte, als sie mir von Gott und der Bibel erzählen wollte. (hier clicken) „Weißt du was? Ich bin jetzt auch Christ!“ erzählte ich ihr freudestrahlend. Und gab ihr einen kurzen Bericht, was alles geschehen war seit unserem letzten Treffen.
     Ich hatte erwartet, dass sie sich freuen würde. Aber sie reagierte seltsam zurückhaltend. Meine enthusiastische Begeisterung und auch die Erwähnung des Jesus-Hauses schienen ihr irgendwie nicht zu gefallen. Dachte sie vielleicht genau wie meine Eltern, dass ich in einer Sekte gelandet sei? Ich hakte nicht weiter nach und verabschiedete mich recht bald.