Dienstag, 22. September 2015

Hauptsache bestanden!

Folge 26 meiner autobiografischen Erzählung (1986):

 

Einige Zeit später wurde ich wieder zum Gespräch bei meinem Professor eingeladen und diesmal gab es frohe Kunde: "Sie haben bestanden!" Zwar war er auch dieses Mal nicht sonderlich angetan von meiner Diplomarbeit, "aber Sie haben sich an unsere Absprache gehalten! Deshalb gebe ich Ihnen ein Ausreichend. Dies ergibt zusammen mit ihrer Vornote ein Befriedigend!"                                   

Ich war erleichtert. Die verhältnismäßig schlechte Gesamtnote war mir egal. Hauptsache bestanden! Jetzt galt es nur noch ein Anerkennungsjahr abzuleisten. Dann war ich ein staatlich anerkannter Sozialpädagoge und hatte auf jeden Fall die Sache zu einem ordentlichen Abschluss gebracht. Wie immer es auch danach weitergehen würde.

Wie sich allerdings kurz danach herausstellte, war die Zeit bis zu dem Beginn eines solchen Anerkennungsjahres recht kurz. Binner zweier Wochen hatte ich eine solche Stelle zu finden, sonst musste ich erst einmal ein ganzes Jahr warten bis zur nächsten Gelegenheit.                                        

Als ich ein paar Tage später zwecks Bücherrückgabe mich erneut an der FH befand, fiel mir am schwarzen Brett ein rotumrandeter Zettel auf: "Suchen dringend einen Sozialpädagogen, der sein Anerkennungsjahr bei uns im Jugendclub machen möchte!"                                                                    

Kurzentschlossen nahm ich den Zettel vom Brett und steckte ihn ein. Als ich wenig später in jenem Jugendclub anrief, sagte die Leiterin recht kurz angebunden: "Wissen Sie was, am besten kommen Sie gleich vorbei. Dann können wir alles in Ruhe besprechen!" 

Natürlich sagte ich zu und hängte anschließend verwundert den Hörer wieder in die Gabel. Das lief ja alles so "geölt", dass es eigentlich nur einen Schluss zuließ: Dies war der für mich - von Gott her - vorgesehene Platz für mein abzuleistendes Anerkennungsjahr!