Dienstag, 5. Januar 2021

Ein Stück Apfelkuchen mit Sahne

 

Mein letzter Arbeitstag in der Heimstätte lag hinter mir und dieses Mal radelte ich nicht direkt nach Hause, sondern gönnte mir in einem kleinen Cafe an der Domsheide ein Stück Apfelkuchen mit Sahne.
    Wie wenig ich doch bislang von Bremen mitbekommen hatte. Der Dom, das Rathaus, der Roland ... das erste mal nahm ich mir Zeit, das Ganze auf mich wirken zu lassen. Eigentlich ganz nett hier, dachte ich. Aber gleichzeitig fühlte es sich für mich auch eigenartig fremd an. Ob ich hier jemals heimisch werden könnte?
   
Ich hatte mein Anerkennungsjahr nun erfolgreich hinter mich gebracht, war jetzt im Alter von 32 Jahren also ein staatlich anerkannter Sozialpädagoge, hatte es nach einigen Unterbrechungen und Umwegen doch noch geschafft. Immerhin! Aber hatte es irgendeine Relevanz für meine weitere Zukunft? 
   Man hatte mir eine halbtägige Weiterbeschäftigung in der Heimstätte angeboten, aber ich hatte abgelehnt. Ich spürte intuitiv, dass ich jetzt erst einmal eine Auszeit brauchte. In den zurückliegenden zwei Jahren war zu viel Verwirrendes geschehen, um da jetzt einfach nahtlos weiterzumachen.
   Kommt Zeit, kommt Rat! dachte ich erneut. Ich bezahlte und machte mich auf den Weg in die Arche.

Dienstag, 29. Dezember 2020

Eine neuerliche kalte Dusche

 

 

Natürlich informierte ich meine Mitbewohner über die neue Sachlage und zu meiner Überraschung sagte Joachim, der Leiter der Arche, das ich auch nach Beendigung meines Anerkennungsjahres erst einmal kostenfrei dort wohnen bleiben könnte.
    Eine gewährte Grosszügigkeit, die zeigte, dass ich im Hause gut gelitten war. 

Gegen Pastor G. und Heinz K. hegte ich zwar keinen Groll, war aber doch froh, dass ich ihnen nicht über den Weg lief.  Mich da gegenüber der Bibelschule so schlecht zu beurteilen war - aus meiner Sicht - nicht gerechtfertigt. Es hatte mich auch etwas verletzt. 
Gerade auch im Hinblick darauf, dass ich in Bezug auf Tom und Manni eine Bitte von Heinz erfüllt und freiwillig eine große Mehrbelastung auf mich genommen hatte. Da dann mangelnde Belastbarkeit zu attestieren, erschien mir schon eine ziemliche Unverfrorenheit.
    Obwohl ich, offen zugegeben, schon auch für andere ersichtlich an meine Grenzen gekommen war. 

Während der letzten Wochen meines Anerkennungsjahres dachte ich darüber nach, dass ich ja vielleicht als Sozialpädagoge mir einen Job in Bremen oder anderswo suchen könnte. Da traf mich die nächste kalte Dusche.
   In einem Abschlußgespräch mit Dietmar, einem der leitenden Sozialpädagogen, sagte der zu mir: "Also, um ganz ehrlich zu sein. Du hast hier zwar das Anerkennungsjahr halbwegs ordentlich durchlaufen, warst bemüht, aber ein guter Sozialpädagoge bist du in meinen Augen nicht. Das ist im Grunde genommen nicht der richtige Beruf für dich!"
   Ich schätze seine ruhige, besonnene Art. Im Grunde genommen sprach er ja nur aus, was ich selber schon häufiger gedacht hatte. Aber nach dem geplatzten Pastorentraum war das für mich der nächste Schlag ins Kontor.
   Nachdenklich verließ ich sein Büro. Wohin würde mich mein zukünftiger Weg führen? Ich hatte wirklich keine Ahnung. Kommt Zeit, kommt Rat, dachte ich bei mir.

Montag, 28. Dezember 2020

Die Karten werden neu gemischt

 
Zurück in Bremen nahm ich meine Arbeit in der Heimstätte wieder auf, aber natürlich musste ich das Geschehene erst einmal verdauen.
   Natürlich war das ein schwerer Schlag ins Kontor, wie der Bremer sagen würde. Nachdem ich zwei Jahre zuvor auf so wundersame Weise auf die Bibelschule geführt worden war, hatte die göttliche Berufung zum Pastor oder Missionar außer Frage gestanden. 
   Was meine diesbezügliche rednerische, seelsorgerliche und lehrmäßige Begabung anging, gab es eigentlich niemanden in meinem näheren Umfeld, der dies hätte ernsthaft bestreiten wollen. Wieso also jetzt dieses Scheitern?
 
Vordergründig lag es natürlich daran, dass Pastor G. und Heinz B., der Leiter der Heimstätte, mich so gnadenlos schlecht beurteilt hatten. Dies war - selbst mal von ihrer Warte aus betrachtet - für mich eigentlich nicht nachvollziehbar. 
    Aber was immer die beiden bewogen haben mochte, hatte es für mich schwerwiegende Folgen gehabt. 
   Zwar hätte nicht gehen müssen, aber gegen den Rat der Lehrerschaft auf der Bibelschule zu bleiben, wäre schon eine ziemliche emotionale Belastung gewesen. Und dies, wie von Bruder Krüger richtig erkannt, Belastbarkeit eh nicht so meine Stärke war. Also das wäre sicherlich richtig schwer geworden.
   Ausschlaggebend war aber für mich die vernommene innere Stimme, die mich letztlich hatte zustimmen lassen. Darin sah ich für mich die göttliche Aufforderung loszulassen. 
     Und tatsächlich ruhte ich auch vollständig in dem, was ich als Willen Gottes verstand. Ich war lediglich enttäuscht darüber, wie die Entscheidung zustande gekommen war. 

 Die Karten waren jetzt auf jeden Fall neu gemischt worden. Ich würde die letzten zwei Monate meines Anerkennungsjahres noch über die Bühne bringen. Aber was dann? Ich hatte wirklich keine Ahnung! 
   Aber der mich bis hierher geführt hatte, der würde mich auch  weiter führen. Wohin auch immer! Dessen war ich mir ganz sicher. 
   
   

Samstag, 26. Dezember 2020

Huberts Mißbilligung

  

Natürlich war Hubert ziemlich überrascht, als er mich mit einem Koffer in der Hand auf seinen Wagen zukommen sah. Er stieg aus und fragte: "Was ist passiert?" Ich wies auf den Koffer. "Lass uns den erst mal verstauen und und dann erzähl ich dir im Wagen nachher alles."

Wir hatten das Bibelschulgelände und Erzhausen hinter uns gelassen, als ich ihm mitteilte, dass ich die Schule verlassen hätte. Er schaute mich ungläubig an: "Wie bitte? Im Ernst?"
    Und so erzählte ich ihm, was im Büro von Bruder Krüger geschehen war und dann auch die Inspirationsgeschichte aus der Arche, die mich hatte so schnell jetzt auch meinem Abgang von der Bibelschule hatte zustimmen lassen.
    Hubert schüttelte mißbilligend den Kopf: "Aber du hattest eine Berufung von Jesus auf die Schule. Da wirft man doch nicht einfach die Flinte ins Korn!"
   "Ja, hätte ich vermutlich auch nicht gemacht, wenn nicht jene innere Stimme vor zwei  Wochen gewesen wäre. Das war so deutlich, dass ich da jetzt als eine Fügung Gottes verstanden habe", verteidigte ich mich.
   Er war in keinster Weise beindruckt und kritisierte mich noch eine ganze Weile recht hart. So hatte ihn noch nie erlebt. Er schien regelrecht erbost zu sein und wiederholte immer wieder: "Du hast gerade leichtfertig deine göttliche Berufung weggeworfen!"
   Schließlich schwiegen wir beide und ich ging in Gedanken noch einmal alles durch. Hatte Hubert vielleicht doch Recht und hatte Ich vielleicht doch zu schnell nachgegeben? Hätte vielleicht doch auf die versprochene Rückkehr auf die Bibelschule bestehen sollen?
 
Am übernächsten Tag trat ich dann von St.Tönis aus die Rückreise per Bahn nach Bremen an. Hubert war auch am nächsten Tag bei seiner Überzeugung geblieben und hatte mich erneut kritisiert. Er schien wirklich schwer von mir enttäuscht zu sein.
   Ich wiederholte meinen Standpunkt, dass ich angesichts der Botschaft durch die innere Stimme mich zu meiner Entscheidung veranlasst gefühlt und nach wie vor der Ansicht wäre, dass ich richtig gehandelt hätte. Im Übrigen wäre das ja nun eh nicht mehr zu ändern.
   Dies sah er letztlich dann auch ein, und so wurde es noch ein halbwegs angenehmer Tag im Hause von Hubert.
   Am nächsten Tag trat ich dann wie geplant per Bahn von St.Tönis aus die Rückreise nach Bremen an.
 



  



Freitag, 25. Dezember 2020

Aus der Traum!

 


Die Aufenthalte ins Huberts Haus in St. Tönis gehören mit zu den glücklichsten Zeiten in meinem Leben. Hubert, ein berenteter Geologe, hatte sich erst spät zum christlichen Glauben bekehrt und war am gleichen Tag wie ich getauft worden. 
   Er war mit seinen 70 Jahren von ausgesprochen rüstiger Natur und voller Tatendrang. Vor allen Dingen aber war er der Ansicht, dass sein Haus für einen alleine viel zu groß sei. Und so wurde es zu einem beliebten Treffpunkt für Christen aus der ganzen Umgebung, insbesondere aber natürlich von uns jüngeren Christen aus dem Düsseldorfer Jesushaus. 
   Ich denke unwidersprochen behaupten zu können, dass er wirklich wegen seiner großzügigen und besonnen-humorvollen Art ausgesprochen beliebt war. 
    Ich selber schätzte ihn als eine Art väterlichen Freund und hingebungsvollen Bruder im Glauben. Mit ihm habe ich stundenlange geistreiche Gespräche geführt, ohne das mir dabei je langweilig wurde.
Als ich nun von Bremen kommend mich wieder in eines von Huberts Gästezimmer einquartiert hatte, fiel augenblicklich alle Last der vorhergehende Monate von mir ab. Es hatte etwas von wieder daheim zu sein. 
    
Nach fünf erholsamen Tagen mit vielen Gesprächen und einigen Spaziergängen, aber auch Begegnungen mit anderen Christen, war nun der Zeitpunkt für die Weiterfahrt nach Erzhausen zur Bibelschule gekommen. Ich verspürte keine große Lust dazu, aber es musste halt sein.
    Am Frühstückstisch machte mir Hubert plötzlich einen überraschenden Vorschlag: „Du, ich habe mir heute Nacht überlegt, dass ich dich dort hinfahren könnte. Dann fahren wir nach deinem Gespräch gleich wieder zurück und du bleibst noch einen Tag länger hier, bevor du dann übermorgen mit der Bahn nach Bremen zurückfährst.“ 
    Ich schaute ihn verblüfft an: „Das willst du wirklich für mich tun?“ Er lachte: „Aber klar doch! Meine Bäume können ruhig einen Tag warten!“ Zum besseren Verständnis: Er beschäftigte sich experimentell mit Methoden zur Bekämpfung des Waldsterbens.
    Und so fuhren wir gleich nach dem Frühstück los in Richtung Erzhausen.
Nach einem Zwischenstopp in Frankfurt erreichten wir kurz vor 15 Uhr das Bibelschulgelände. Während Hubert im Wagen sitzen blieb, betrat ich wenig später das Sekretariat und wurde von dort in Bruder Krügers Büro geleitet. 
    Aber was war das? Dort saß Bruder Krüger mit den vier anderen hauptamtlichen Lehrern an einem Tisch. Und alle schauten nun in meine Richtung.
     „Hallo! Setz dich!“ sagte Bruder Krüger freundlich, und wies auf den noch freien Stuhl am Tisch. Ich grüßte kurz zurück, setzte mich und blickte erwartungsvoll in die Runde.
Du wunderst dich sicher, dass ich die anderen Lehrer auch zu diesem Gespräch gebeten habe“, begann Bruder Krüger. In der Tat fragte ich mich das. „Das hat einen besonderen Grund und ich will da jetzt auch nicht lange herumreden. Die Beurteilung deines Gemeindepraktikums ist sehr schlecht ausgefallen. Pastor G. hält dich für das Pastorenamt für ungeeignet.“ 
    Das war ein wirklicher Schock. „Ach, tatsächlich?“ entgegnete ich, „schon seltsam, dass er dies mit keiner Silbe in unserem Abschlussgespräch mir gegenüber erwähnt hat. Da klang es für mich eher so, dass er - mit Anstrichen - durchaus zufrieden gewesen wäre.“
     „Es ist nicht nur Pastor G., auch Heinz B., der Leiter der Heimstätte, ist ähnlicher Ansicht!“ Also auch du, Brutus! Ich schwieg aber und Bruder Krüger fuhr fort: „Wir haben die Sache jetzt im Lehrerkollegium beraten und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir aufgrund deiner ausgezeichneten schulischen Leistungen über eine gewisse erkennbare psychische Labilität hinweggesehen haben. Kurzum, wir raten dir von der Bibelschule abzugehen. 
    Aber, da wir dir vor Bremen eine feste Rückkehrzusage gegeben haben, fühlen wir uns daran jetzt auch gebunden. Die Entscheidung liegt nun ganz alleine bei dir.“

Während Bruder Krüger geredet hatte, war mir plötzlich wieder die innere Stimme aus der Arche eingefallen. Augenblicklich wurde mir klar, dass ich damals genau auf diesen Moment vorbereitet worden war.

     Ich schaute Bruder Krüger an und sagte: „Wenn ihr der Ansicht seid, dass ich die Schule verlassen soll, dann machen wir es so!“
Bruder Krügers Gesichtszüge entspannten sich erkennbar: „Also, jetzt bin ich doch etwas überrascht. Wir hatten mit härterem Widerstand gerechnet!“ 
    Und fügte dann hinzu: „Bitte, versteh uns nicht falsch! Persönlich haben wir wirklich nichts gegen dich, aber wir haben hier auch eine große Verantwortung. Das Pastorenamt erfordert hohe Belastbarkeit, und die sehen wir nun mal bei dir nicht. Die Wahrscheinlichkeit eines späteren Scheiterns - nach unserer Einschätzung - ziemlich groß.“

Und so kam es, dass ich wenig später meinen Koffer aus meinem nun ehemaligen Bibelschulzimmer holte und ihn Richtung Huberts Wagen schleppte. Mein großer Traum war ausgeträumt!

Anders als geplant

 


 Für mich stand zweifelsfrei fest, dass dies kein eigener Gedanke, sondern eine göttliche Eingebung gewesen war. So unvermittelt und glasklar hatte ich die Frage: Wieso bist du dir eigentlich so sicher, dass du auf die Bibelschule zurückkehren wirst? in meinem Innern vernommen. Aber sie verwirrte mich!
    Denn an sich stand vollkommen außer Frage, dass ich auf die Bibelschule zurückkehren würde. Dies war ganz klar geregelt und es gab überhaupt keinen Grund dies anzuweifeln. Zumal wenn ich an die wundersamen Fügungen dachte, die mich zwei Jahre zuvor dorthin gebracht hatten.   hier
 
Dennoch war ich beunruhigt. Wenn Gott mir auf so übernatürlich-direkte Weise  eine solche  Frage stellte, dann hatte das sicher auch einen Grund. Aber welchen?
      Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und beschloß, darüber jetzt nicht weiter nachzudenken. Vielleicht würde es zu einem späteren Zeitpunkt verständlicher werden.
  Am nächsten Tag warf ich den Brief an die Bibelschule in den  Briefkasten und konzentrierte mich wieder auf meine Alltagspflichten.

Etwa zwei Wochen später erhielt ich dann einen Antwortbrief von der Bibelschule. In knappen Worten bat mich Bruder Krüger, wenn möglich, kurz persönlich auf der Bibelschule vorbeizuschauen. Da könnte man dann ja alles weitere besprechen.
    Ehrlich gesagt war ich schon etwas  überrascht. Was gab es denn da groß zu besprechen? Wieso wurden mir nicht einfach die Prüfungsthemen, um die ich gebeten hatte, schriftlich mitgeteilt? 1000 Kilometer hin und zurück von Bremen nach Erzhausen waren ja nun auch kein Pappenstiel.
    Leicht verärgert dachte ich nach: Warum nicht das Angenehme mit dem Notwendigen verbinden?  Ich kann es ja mit mit einem Kurzurlaub bei Hubert kombinieren. Ein paar Tage Resturlaub habe ich ja noch.
    Die Aussicht auf ein paar erholsame Tage bei Hubert im schönen St. Tönis ließ meine Stimmung wieder aufhellen. Ein kurzer Abstecher auf die Bibelschule würde da sicher nicht weiter ins Gewicht fallen.
    So nahm ich mir eine Woche Urlaub und setzte mich in den Zug Richtung Krefeld/St.Tönis.

Mittwoch, 23. Dezember 2020

Eine überraschende Frage

 

 

Ein paar Wochen später zog Manni in eine eigene Wohnung und Lars, ein Zivildienstleistender, quartierte sich in das untere Zimmer ein. 
   Mit ihm verstand ich mich auf Anhieb gut. Er war von seiner ganzen Art her ruhig und besonnen, und ging höchstens mal aus sich raus, wenn er zusammen mit den beiden anderen Zivis im Nachbarzimmer eine Musiksession veranstaltete. 
    Da diese Musiksessions aber oft  stundenlang dauerten, sagte ich ihnen, dass es so nicht weiterginge. Was sie auch einsahen und sich runter in die Kellerräume verzogen. Fortan hatte ich wirklich meine Ruhe.

Dieser Ruhe bedurfte ich auch, denn meine Arbeit im Betreuten Wohnen war durchaus kräftezehrend, weil wir da auch im Schichtdienst arbeiteten und sich alle zwei Wochen die Zeiten änderten.
   So verstrich Monat um Monat im Wechselspiel zwischen Betreutem Wohnen (Arbeit), Arche und Pfingstgemeinde. In gewisser Weise lebte ich in einem christlichen Biotop und bekam ansonsten von Bremen nicht viel mit. Warum auch, wenn es doch eh bald auf die Bibelschule zurückgehen würde!

Neun Momate meines Anerkennungsjahres waren bereits rum, als mir eines Nachmittags  - ich war allein zuhause - die Worte von Bibelschuldirektor Krüger in den Sinn kamen: „Ja, und wenn du dann zum dritten Schuljahr zurückkommst, machen wir eine kleine Prüfung über den Lernstoff, den du im zweiten Schuljahr versäumt hast. Reine Formsache, wir sprechen die Themen dann noch vorher ab!“
    Bislang hatte ich mich darum nicht weiter gekümmert, jetzt begann ich mir aber doch etwas Sorgen zu machen. Und so schrieb ich einen Brief an Bruder Krüger mit Bitte um den Bekanntgabe des voraussichtlichen Prüfungsstoffes, damit ich mich darauf vorbereiten könnte.
   Zufrieden mit meiner Aktion, verließ ich meine kleine Dachkammer, ging durch das große Zimmer, wo Lars sich üblicherweise aufhielt und wollte gerade in die Küche gehen, als mich mit voller Wucht und äußerster Klarheit ein Satz in meinem Inneren traf: Wieso bist du dir eigentlich so sicher, dass du auf die Bibelschule zurückkehren wirst?
 

Für mich stand wirklich vollkommen außer Frage, dass dies kein eigener Gedanke war. Und mir war auch ziemlich klar, wer mir diese Frage stellte. Es war der Inhalt der Frage, der mich schockte. 
    Denn es war vollkommen außerhalb meiner Vorstellungswelt, dass ich nicht auf die Bibelschule zurückkehren würde. Was also sollte diese an sich sinnlose Frage?

   Ich dachte eine Weile darüber, nach ohne mir darauf aber einen Reim machen zu können. Schließlich hakte ich die Sache unter dem Stichwort seltsam ab und warf den Brief am nächsten Tag in den Briefkasten.